Die langen Schatten der Vergangenheit - Kriegskinder und ihre Traumata

Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums lud die TelefonSeelsorge Paderborn in Kooperation mit der VHS am 14. November ein zu einem Abend mit der bekannten Journalistin und Buchautorin Sabine Bode zum Thema „Die langen Schatten der Vergangenheit - Kriegskinder und ihre Traumata“. Fast 250 Zuhörer waren der Einladung gefolgt und lauschten interessiert den Ausführungen der Referentin.

Frau Bode, selbst Jahrgang 1947, ist erst in den 90er Jahren auf das „stille Thema“ der Spätfolgen traumatischer Kriegserlebnisse gestoßen, das bis zu diesem Zeitpunkt häufig verdrängt oder verschwiegen wurde. Ihre Recherchen in Interviews mit Angehörigen der Kriegsgeneration und ihren Nachfahren führten zu der Erkenntnis, dass die Erfahrungen von Gewalt und Bedrohung, Angst und Mangel in den Kriegs- und Nachkriegsjahren das spätere individuelle wie auch das familiäre Zusammenleben stark beeinflusst haben. Bewältigungsversuche im Nachgang der schweren Zeit blieben für die Betroffenen oft unwirksam, so dass das traumatische „Erbe“ bei vielen Menschen bis heute als untergründiges, diffuses Lebensgefühl vorhanden ist. Dies bestätigten im anschließenden Gespräch auch einige persönliche Wortmeldungen aus dem Publikum. Frau Bode ermutigte die Betroffenen diesbezüglich, sich gegebenenfalls psychotherapeutische Hilfe zu suchen, warb aber auch dafür, generell die Sprachlosigkeit zu überwinden und mit vertrauenswürdigen Menschen über das Erlebte zu sprechen.

Zu Beginn des Abends begrüßte stellvertretende Bürgermeister Martin Pantke in Vertretung von Bürgermeister Michael Dreier Referentin und Anwesende. In seinem Grußwort hob er hervor, wie hilfreich Bodes Veröffentlichungen seien für das Verstehen gesellschaftlicher und individueller Zusammenhänge. Diese müssten auch Konsequenzen für den heutigen Umgang mit traumatisierten Menschen nach Krieg- und Fluchterfahrungen haben. Gleichzeitig würdigte er das Engagement der Telefonseelsorge für Menschen in Not- und Krisensituationen, das im Wesentlichen von ehrenamtlichen Männern und Frauen geleistet wird. Frau Krieg, Leiterin der TelefonSeelsorge betonte in ihrer Einführung, wie wichtig das Wissen um kollektive Hintergründe sei, um Ratsuchende in ihrer individuellen Befindlichkeit zu verstehen und anzunehmen.

Von links: Claudia Bürger, VHS Paderborn, Martin Pantke, stellv. Bürgermeister Paderborn, Monika Dinger, stellv. Leiterin TelefonSeelsorge Paderborn, Sabine Bode, Referentin, Monika Krieg, Leiterin TelefonSeelsorge Paderborn